Tiere essen
Heute freue ich mich wahnsinnig dir einen Gastartikel von Christoph Heribert Meyer vorzustellen. Ich durfte in seinem tollen Podcast zu Gast sein und dort kamen wir auf das Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer zu sprechen. Da es selbst schon länger auf meiner Liste stand, war ich sofort begeistert, als er es für dich zusammenfassen wollte.
Wie dieses Buch für 1 Euro gleich drei Leben veränderte, erfährst du im folgenden Artikel!
Lass dich inspirieren!
1) Kurze Summary
Ich liebe Würstchen auch – ich esse sie nur nicht mehr.
Mit diesen polarisierenden Worten lässt sich das von Jonathan Safran Foer geschriebene Buch „Tiere essen“ recht gut beschreiben.
Der US-Amerikaner jüdischer Abstammung beschreibt hier ein Dilemma, das viele –besonders jüngere – Menschen kennen: Massentierhaltung und die persönliche Einstellung zu diesem Thema. Der Autor selbst beschreibt ganz offenkundig, dass er weit über 30 Jahre hinweg Fisch und Fleisch aß, ohne sich dabei groß Gedanken darüber zu machen, welche Auswirkungen das Ganze hatte. Weder ökologisch noch ethisch.
Doch als Foer einen Sohn bekommt, ändert sich seine Sichtweise. Zum ersten Mal hinterfragt er sich, seinen Konsum und seine Ansichten. Er nimmt uns mit auf eine spannende, ehrliche und tiefe Reise in die teilweise verbotenen Machenschaften, die sich hinter alledem verbergen, was wir am Ende als Konsument in den Supermärkten finden und täglich verzehren.
Absolut fesselnd und faszinierend gleichermaßen!
2) Drei Denkanstöße
Wenn nichts mehr wichtig ist, wofür lohnt es sich dann zu leben?
Der Autor beschreibt hier die tragische Geschichte seiner eigenen Großmutter, die während des Krieges, fast verhungert, auf einem Bauernhof Zuflucht sucht und sich vehement weigert, das ihr angebotene Schweinefleisch zu essen. Denn laut ihrer Religion verböte sich das. Auf die Frage hin, ob sie lieber verhungerte als sich über ihre Verbote hinwegzusetzen, entgegnete sie nur: „Wenn nichts mehr wichtig ist, wofür lohnt es sich dann zu leben?“
Ein enorm starker und bewusster Ansatz, den der Autor direkt zu Anfang des Buches anführt. Es stellt etwas dar, was eventuell auch aufgrund der „modernen“ Zeit schon fast vergessen zu sein scheint: Haltung und die Frage danach, was einem wichtig ist.
Wie gut kennst Du dich aus?
Jonathan Safran Foer hat viele, viele Jahre Fleisch gegessen. Und der Autor beschreibt dies als einen Genuss, der seinesgleichen sucht. Besonders hier holt er den Leser ab, wenn er darüber spricht, wie sehr ihm der Geschmack von Würstchen, gegrilltem Fleisch und Fisch fehle.
Gleichzeitig beschreibt er aber auch unverhohlen, offen, direkt und mit Quellen belegbar, welche grausamen Zustände in Massentierhaltungen herrschen. Nicht nur dass er über Wissen verfügt, welches er sich aus den seriösesten Quellen des Landes zugänglich gemacht hat (und von dem man ausgehen darf, dass hier Zahlen eher ins Positive aufgehübscht sind).
Er geht auch die sogenannte „Extrameile“ und beschreibt, wie er gemeinsam mit Tierschutzorganisationen nachts (illegal) in Massentierhaltungen eingebrochen ist, um sich einen eigenen Eindruck darüber zu verschaffen, was er bis dato nur gelesen hat. Dies wiederum dokumentiert er eindrucksvoll – wenngleich auch streckenhaft grausam – in unwiderlegbaren Zahlen, Daten und Fakten, die er über die gesamten Kapitel hinweg aufgeteilt hat.
Sich selbst hinterfragen
Spätestens hier – etwa in der Mitte des Buches – war mir klar, dass sich etwas verändert hatte. Als ich das Buch las war ich 25 Jahre alt und habe bis zu diesem Zeitpunkt Fleisch sowie Fisch regelmäßig, gern und vor allem viel konsumiert. Zwar war mir durchaus klar, dass es so etwas wie Massentierhaltung gab. Jedoch spielte das in meiner kleinen Bubble, hier in Deutschland, keine Rolle.
Schließlich kaufte ich mein Fleisch stets an der Frischetheke. Und ich mein, da sollte man doch etwas erwarten können, oder?
Ich las und las und las. Und ganz ehrlich gesagt ließ ich mir zwischen den ersten 100 Seiten und den letzten 100 Seiten des Buches Zeit. Viel Zeit. Sehr viel Zeit. Ich schob etwas hinaus, das nach und nach immer klarer und unwiderruflicher erschien: Ich musste etwas verändern.
Mir war klar, dass ich, sobald ich das Buch beendet haben sollte, eine Verantwortung hatte. Nicht den Tieren dieser Welt gegenüber; nicht dem Klima oder der Erde gegenüber. Sondern mir selbst gegenüber. Jonathan Safran Foer hatte es geschafft, mich – einen überzeugten Fleischesser – durch seine eigene Heldenreise hindurch zu einem nachdenklichen Pseudovegetarier zu machen.
3) Das Fazit
Ich will ehrlich sein: „Tiere essen“ habe ich nur gelesen, weil meine Freundin Paula es mir gegeben hatte, nachdem sie es im Urlaub verschlang und ihr Essverhalten daraufhin verändert hatte. Sie selbst hatte das Buch aus einem Tauschhaus für sage und schreibe einen Euro erstanden. Da ich mich selbst als „open minded“ bezeichne, wollte ich es zumindest selbst gelesen haben. Auch wenn ich sehr sicher war, danach würde sich für mich nichts ändern. Immerhin hatte ich ja eine differenzierte Meinung. Pustekuchen.
Als ich das Buch beendet und einmal tief durchgeatmet hatte, stellte ich retrospektiv fest, wie wenig ich wusste. Selbst jetzt, nachdem ich fertig war, erschloss sich mir der Gedanke, dass ich niemals, wirklich niemals, immer und zu 100% nachvollziehen könnte, ob mein Fleisch von einem Tier kam, das ein würdiges und glückliches Leben führte. Oder ob es – und das war deutlich wahrscheinlicher – nur eines von Millionen Tieren war, das gequält, gefoltert, geschlachtet und filetiert wurde.
Ja, das klingt hart und ist im wahrsten Sinne des Wortes keine leichte Kost. Doch ich entschloss mich dazu, mein Verhalten zu verändern und stellte meinen Konsum ein. Erst wurde ich zum „Flexitarier“, d.h., dass ich an fünf Tagen der Woche komplett ohne und an zwei Tagen mit Fleisch und Fisch aß. Doch nach wenigen Wochen verstand ich, dass ich eine Komplettlösung bevorzugte. Noch bevor ich mich mit zwei Freunden auf einen dreiwöchigen Roadtrip nach Spanien und Portugal machte, entschied ich mich dazu, ganz auf Fisch und Fleisch zu verzichten. Für mich hieß es also: „willkommen im Land der Paella“ – „danke, für mich ein Wasser, bitte.“
Heute, mit 27, bin ich sehr, sehr froh über meine Entscheidung. Sowohl darüber, Vegetarier – wohlgemerkt kein Veganer – geworden zu sein, als auch darüber, offen genug das Buch gelesen zu haben.
Direkt nach unserem Roadtrip las mein bester Freund, der ebenfalls die drei Wochen mit mir unterwegs war, das Buch. Und wer hätte es gedacht: er ist seither ebenfalls überzeugter Vegetarier.
„Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer hat etwas geschafft, was bisher nur ganz, ganz wenige Bücher zuvor geschafft haben: Es hat mein Leben verändert.
Tiere essen von Jonathan Safran Foer hat etwas geschafft, was bisher nur ganz, ganz wenige Bücher zuvor geschafft haben: Es hat mein Leben verändert.
Oder vielmehr: es hat das Leben dreier Menschen verändert. Für einen Euro.
Ich empfehle es jedem, der sich mit dieser Thematik in einer wertfreien und nüchternen Weise befassen möchte. Der Autor legt sehr viel Wert darauf, keinen abfälligen, anmaßenden oder arroganten Ton anzuschlagen, nachdem er selbst nun vegetarisch lebt. Vielmehr hatte ich seit Beginn an das Gefühl, er sei eher wehmütig. Denn wie er es selbst bereits sagte und ich es ebenfalls feststellte, aßen wir beide gern Würstchen, Fleisch oder Fisch. Nur tun wir es eben nicht mehr.
Viel Spaß beim Lesen!
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Dennis Fischer studierte „International Management“ in Reutlingen und Reims, Frankreich. Nach drei Stationen in Start-ups in Berlin und München, hat er vor zwei Jahren den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Heute arbeitet er als Business-Coach, Speaker und Innovationsberater.
Schon seit seinem 16. Lebensjahr liest er leidenschaftlich gerne Business-Ratgeber und besucht sämtliche verfügbaren Kurse im Bereich Persönlichkeitsentwicklung. Seit 2016 liest er jede Woche einen Ratgeber und stellt die spannendsten Denkanstöße daraus auf seinem Blog www.52ways.de und in seinem Podcast vor.
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