Introvision – Die Kunst, ohne Stress zu leben
Vielleicht hast du es schon mitbekommen? Ich absolviere gerade eine 1,5 jährige Ausbildung zum Business Coach bei der dehner academy. Der Gründer und Geschäftsführer Ulrich Dehner hat gemeinsam mit seiner Frau Renate Dehner ein sehr gutes Buch zum Thema „Introvision“ verfasst.
Diese eher neuere Methodik hängt eng zusammen mit Methoden der Achtsamkeit und Meditation und hat dadurch in den letzten Jahren stark an Aufmerksamkeit gewonnen.
Heute lernst du, warum du einmal ausprobieren solltest 10 Meter in 30 Minuten zurückzulegen und du erhältst eine Anleitung, wie du die Introvision direkt bei dir selbst ausprobieren kannst.
Lass dich inspirieren!
Kurze Summary
Die Methodik der Introvision wurde an der Universität Hamburg von Professor Angelika Wagner entwickelt. Sie hat einen Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und es ging ihr ursprünglich darum herauszufinden, wie sich sowohl Lehrer als auch Schüler im Unterricht selbst blockieren.
Dabei fiel ihr auf, dass beide eines gemeinsam hatten: Gedankenschleifen, in denen sie sich schnell verfingen und dadurch in eine Blockade-Situation gerieten.
Renate und Ulrich Dehner, die stark durch die psychologische Theorie der Transaktionsanalyse (TA) geprägt sind, habe die Verbindung hergestellt zwischen der TA und der Introvision.
Das sehr praxisnahe Buch besteht aus vier ganz konkreten Fällen, die sie im Coaching erlebt haben und denen mit Introvision sehr gut geholfen werden konnte.
Dazwischen gibt es natürlich einen theoretischen Teil, der genauer auf die Methodik der Introvision und vor allem die Unterscheidung zur Meditation eingeht.
Die Autoren erklären die Methodik an einem einfachen Beispiel:
Du kannst dich vermutlich noch gut daran erinnern, wie du als Schüler an der Tafel standest und deine Gedanken hin und her sprangen zwischen der Mathe-Aufgabe, die du lösen solltest, der Angst dich zu blamieren und dem Zwang dich an den richtigen Lösungsweg zu erinnern.
Dabei wurde unbewusst ein Alarm in dir ausgelöst, der wiederum einen Imperativ zum Vorschein gebracht hat, wie zum Beispiel „Ich darf mich nicht blamieren“!
Diese Alarme sind je nach Situation bei dem einen stärker und bei anderen weniger stark ausgeprägt. Allen gemeinsam ist jedoch, dass wir sie nicht bewusst beeinflussen können und dadurch auch nicht kontrollieren können.
Was wir aber tun können, ist sie künstlich immer wieder zu erzeugen, die Reaktion zu beobachten und dadurch langfristig die Angst vor ihnen zu verlieren.
Das Ganze geschieht in Form einer Art „Meditation“ in der wir uns gezielt diesen Alarmen stellen. Dabei ist es egal ob es sich um die Angst handelt vor großen Menschenmengen zu sprechen oder seinem Chef die Meinung zu sagen.
Wie so ein Prozess abläuft, verrate ich dir unten im dritten Denkanstoß.
Drei Interessante Denkanstöße aus „Introvision“
1) 30 Minuten für 10 Meter
Diese Erfahrung habe ich bislang noch mit niemandem geteilt, du kannst dich also geehrt fühlen! Vor zwei Jahren habe ich mich an eine Übung erinnert, die ich glaube aus einem Buch von Paulo Coelho zu haben. Dabei geht es um achtsames Laufen, genauer gesagt darum, eine lächerlich kurze Strecke von 10 Metern in 30 Minuten zurückzulegen.
Kurz bevor ich vor zwei Jahren 52ways gestartet habe, war ich an einem schönen Spätsommertag am Staffelsee südlich von München. Während ich im Schatten lag, habe ich mich an diese Übung erinnert und beschlossen sie direkt auf einem wenig benutzten Weg am Rande des Sees umzusetzen.
Ich suchte mir also einen Baum, der ungefähr 10 Meter entfernt war, schaute auf die Uhr und setzte den linken Fuß langsam 10 cm vor den rechten. Dann den rechten ganz langsam 10 cm vor den linken. Und schon beim dritten Schritt merkte ich, dass ich in diesem Tempo in spätestens 10 Minuten beim Baum sein würde. Ich wollte mir aber 30 Minuten Zeit nehmen. Also verringerte ich die Schrittgröße und auch die Geschwindigkeit noch einmal.
An dem Tag selbst war die Erfahrung schon sehr beeindruckend, aber ich hätte nie gedacht, dass ich mich im Nachhinein regelmäßig alle paar Monate wieder an diese 30 Minuten erinnern und daraus so viel mitnehmen würde. Die kurze Übung vereint wirklich viele verschiedene Dinge.
Was waren meine drei wichtigsten Learnings bei dieser Übung?
Kleinvieh macht auch Mist
Auch, wenn du das Gefühl hast nur langsam voran zu kommen, auf einmal ist man doch schneller am Ziel als man dachte. Egal ob du Solopreneur bist oder in einem großen Konzern arbeitest, man hat oftmals das Gefühl, dass man nur auf der Stelle tritt.
Bei dieser Übung merkst du aber, dass es nicht stimmt und selbst wenn du nur 30cm pro Minute vorankommst, summiert sich das zusammen und nach wenigen Minuten siehst du schon eine Veränderung!
Das Leben ist ein Marathon und kein Sprint
Wichtig ist das Durchhalten! Ich hatte auch eine kurze Situation in der andere Spaziergänger vorbeikamen und ich mir albern vorkam. Es gab dann zwei Optionen: entweder aufhören und in normalem Tempo weiterlaufen oder verlegen die Blumen am Wegesrand zu begutachten, als wäre ich ein Biologiestudent.
Ich habe mich für die zweite Variante entschieden. Am Ende geht es um die langfristigen Ziele und nicht um kurzfristige Ablenkungen!
Die Richtung ist entscheidend
Wenn man sich langsam fortbewegt, ist es wichtig in die richtige Richtung zu gehen. Man hat zwar einerseits mehr Zeit die Richtung zu überdenken und zu justieren, aber man braucht natürlich auch wesentlich länger um eine falsch eingeschlagene Richtung zu korrigieren.
Deshalb sollte man sich vorher gut überlegen welchen Baum man anstrebt und wo man am Ende, in diesem Fall nach 30 Minuten, ankommen möchte.
Probiere die Übung direkt aus und berichte mir von deinen Erfahrungen!
2)Zwischen Impuls und Reaktion gibt es einen Moment der Achtsamkeit
Wie oben beschrieben, wird bei uns durch einen bestimmten Reiz ein Alarm ausgelöst, der dann meist unmittelbar automatisch zur Reaktion führt.
Genau darum geht es bei der Introvision: Den Reiz von der automatisierten körperlichen Reaktion zu trennen.
Das kann vor allem durch meditatives Sitzen gelingen. Die beiden Autoren beschreiben verschiedene Tinitus-Patienten, die das unangenehme Geräusch im Ohr fast verrückt gemacht hat. Sie widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit und Energie dem Pfeifen oder Brummen und dadurch wurde das Geräusch immer störender.
In der Introvision geht es darum, sich zunächst einmal auf das Geräusch einzulassen, es wahrzunehmen ohne es zu bewerten.
Dadurch ging der Ton nicht weg, aber die Patienten konnten viel besser damit umgehen.
3) Detaillierte Anleitung zur (Selbst-)Introvision
Am Ende des Buches findest du eine detaillierte 5-seitige Anleitung zur Durchführung der Introvision. Bei akuten Problemen würde ich dir auf jeden Fall empfehlen dich an einen hierauf spezialisierten Coach (zum Beispiel den Autor) zu wenden. Zum ersten Experimentieren ist die Anleitung jedoch gut geeignet. Ich will dir hier grob den Prozess verdeutlichen, damit du dir ein besseres Bild machen kannst:
Stell dir vor, du bist schon länger unzufrieden mit deiner Arbeitssituation und willst mit deinem Chef darüber sprechen. Du schiebst es aber immer wieder vor dir her und weißt nicht genau warum.
Nimm dir einen Stift und einen Zettel, schalte dein Handy ab und setze dich in Ruhe hin. Jetzt schließt du die Augen, versetzt dich gedanklich in die Gesprächssituation und beobachtest, welche Gedanken und Empfindungen an die Oberfläche kommen.
Diese notierst du direkt auf deinem Zettel. Ja, dafür musst du die Augen öffnen und kurz unterbrechen!
Wenn du das Gefühl hast, alle wichtigen Gedanken notiert zu haben, gehst du durch die Punkte und fragst dich, was eigentlich für dich das Schwierige an diesem Gespräch ist!
Daraus ergibt sich meistens der Imperativ, zum Beispiel „Es darf auf gar keinen Fall passieren, dass die Beziehung zu meinem Chef gestört wird!“
Diesen Satz drehst du jetzt um und passt die Formulierung solange an, bis er dich richtig zum Schwitzen bringt, also zum Beispiel „Es kann durchaus passieren, dass durch das Gespräch die Beziehung zu meinem Chef ernsthaft gestört wird!“
Diesen Satz sagst du dir in einer entspannten Haltung mehrfach vor und beobachtest, wie dein Körper und deine Gedanken darauf reagieren.
Genau darum geht es letztendlich: Den Alarm und die darauffolgende Reaktion zu beobachten und sich somit mehr und mehr zu entspannen.
Irgendwann wird der Alarm gelöscht sein und du ohne Probleme das Gespräch mit deinem Chef suchen können.
Fazit
Wenn du einen Einstieg in die Introvision suchst, ist dieses Buch sicherlich sehr geeignet. Es ist wirklich praxisnah und ohne allzu großes „Fachchinesich“ geschrieben.
Die Beispiele sind gut gewählt und repräsentieren verschiedenste Probleme, in denen sich jeder von uns mehr oder weniger stark wiederfinden kann.
Mit seinen 150 Seiten ist es gut zu lesen, auch wenn man einige Passagen sicherlich noch einmal wiederholen muss um sie wirklich zu verstehen.
Wenn du einfach nur ein Buch suchst mit handfesten Tipps, wie du achtsamer leben und deinen Stress reduzieren kannst, dann ist dieses Buch jedoch das falsche. Es geht hierin schon stärker um den therapeutischen Ansatz. Wenn du wirklich gravierende beruflichen oder private Probleme hast, würde ich dir auch eher empfehlen direkt mit Ulrich oder Renate Dehner zu sprechen, als ihr Buch zu lesen: https://dehner.academy/
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