Die Meinung der anderen

Lässt du dich bei deinen Entscheidungen auch so gerne von den 5 Sternen bei Amazon und Google beeinflussen? In meinem heutigen Buchtipp Die Meinung der anderen erfährst du, warum die erste Bewertung immer die wichtigste ist und welche Aspekte du neben den Sternen außerdem zur Kaufentscheidung des Buches, Restaurants oder Hotels heranziehen solltest.

Viel Spaß beim inspirieren lassen.

 

1) Kurze Summary

Wenn ich öfter so viel Zeit hätte wie diesen Sonntag und noch mehr solcher interessanten Bücher, könnte ich dir bald ein Buch pro Tag statt ein Buch pro Woche vorstellen. Ich habe die 270 Seiten tatsächlich in 1,5 Tagen verschlungen und mich dabei keine Minute gelangweilt.

Wie viele Autoren dieses Genres bedient sich Sharot, neben ihrer eigenen Studien zahlreicher weiterer, von anderen Professoren durchgeführter Studien. Eine Auswahl findest du unten in den Denkanstößen. Sie versteht es jedoch sehr gut, mit Hilfe von Storytelling und gespickt mit eigenen Erfahrungen, das Wissen ansprechend zu vermitteln.

Sharot erklärt dabei nicht nur die im Gehirn ablaufenden Prozesse, wenn andere uns beeinflussen und wie diese sich evolutionär entwickelt haben, sondern sie gibt auch Tipps und Tricks, wie wir andere beeinflussen können.

Abgefahren wird es auf den letzten Seiten, wenn sie beschreibt, wie es in ersten Versuchen gelungen ist, zwei Gehirne durch Draht miteinander zu verbinden, sodass eine Person die gedanklichen Impulse zum Bewegen des Armes geben konnte und diese Armbewegungen durch die andere Person ausgeführt wurden.

Das Verrückte daran: Die Personen konnten sich weder sehen, noch saßen sie im gleichen Gebäude. Die elektrischen Signale wurden über das Internet zwischen beiden übertragen.
„Willkommen Zukunft!“

??Die Meinung der anderen - Buchcover

2) Interessante Denkanstöße aus „Die Meinung der anderen“

Andere Meinungen bestärken uns

Ein interessantes Beispiel dafür, wie wir uns zwar von anderen Meinungen bestärken, jedoch nicht von der eigenen Richtung abbringen lassen, ist folgendes Experiment:

Zwei Personen, beide mit ähnlich wenig Ahnung von Immobilien, sollen 10 Immobilien-Exposés bewerten. Sie sollen schätzen ob der Wert der Immobilie mehr oder weniger als eine Million Dollar beträgt und anschließend einen Dollar-Betrag nennen, den sie darauf verwetten würden, dass sie mit ihrer Einschätzung richtig liegen.

Beide führen diese Übung getrennt voneinander durch. Anschließend erhalten beide die Schätzungen sowie die dazugehörigen Wetteinsätze des anderen und dürfen ihre eigenen Schätzungen und Wetteinsätze noch einmal korrigieren.

Spannend ist nun zu beobachten, dass alle Probanden, die an diesem Test teilnahmen, die Meinung des anderen ignorierten, sobald dieser anderer Ansicht war. Vermutlich gaben sie sich hierfür selbst eine gute Begründung, wie bspw. „Der andere ist ja auch kein Makler. Woher soll er den genauen Wert einschätzen können?“ Wenn der andere jedoch die gleiche Tendenz wie sie selbst angegeben hatte, fühlten die Teilnehmer sich bestätigt und erhöhten ihre eigenen Wetteinsätze nochmals.

Dieses Thema passt meiner Meinung nach sehr gut zur aktuellen Bitcoin Debatte. Hier kann man genauso viele Pro- wie Contra-Artikel finden. Die Frage ist immer, von welchen man sich mehr beeinflussen lässt und ob sie die eigene Meinung bestärken oder widerlegen.

 

Die erste Bewertung muss positiv sein

Sharot zitiert in Die Meinung der anderen eine Studie, in der ein gewisser Sean Taylor untersucht hat, wie sich bei Online-Ratings die ersten Bewertungen und Kommentare auf die darauffolgenden auswirken. Er stellte fest, dass wenn die erste Bewertung volle Punktzahl enthielt, die Wahrscheinlichkeit für weitere positive Bewertungen um 32% steigt und das Gesamtrating letztlich um 25% besser ausfällt.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass man sich beim Vergeben von Bewertungen natürlich die vorab vergebenen anschaut und sich von ihnen beeinflussen lässt. Man kann dann schnell zu dem Schluss kommen, dass das mit 5 Sternen bewertete Hotel zwar vielleicht nur 3 Sterne wert war, aber auf keinen Fall einen oder zwei, auch wenn man diese Note evtl. ohne vorangegangene Bewertungen vergeben hätte.

 

Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

An dieser Stelle möchte ich eine kurze TED Talk Empfehlung weitergeben, die die Autorin in ihrem Buch Die Meinung der anderen nennt und die ich bislang auch noch nicht kannte:

Es geht darum, dass die heutige Welt vor allem für Extrovertierte viele Vorteile bietet und den Introvertierten teilweise als jemanden dastehen lässt, der sozial nicht besonders kompatibel ist.

Nicht zuletzt an Donald Trump sieht man jedoch, dass der beste Redner nicht automatisch der sein muss, der sich auch am besten mit den Fakten auskennt.
Schaue dir das Video unbedingt an, vor allem wenn du dich eher zu den introvertierten Zeitgenossen zählen würdest!

 

Was passiert eigentlich in den Minuten vor dem Marshmallow-Test?

Wenn du ein aufmerksamer Leser meines Blogs bist, wirst du den Marshmallow-Test hoffentlich schon kennen. Falls nicht, schaue dir gerne nochmal den Artikel an, in dem ich ihn erklärt habe: www.52ways.de/die-macht-der-disziplin

Spannend ist jedoch die Erweiterung zu diesem Test, die Sharot beschreibt. Bevor die Kinder dem Test unterzogen werden, müssen sie in einem Raum warten, in dem sie Malbücher und alte, stumpfe Wachsmalstifte zur Verfügung gestellt bekommen. Der Prüfungsleiter verspricht ihnen gleich mit neuen Stiften zurück zu kommen.

Bei der einen Hälfte der Kinder kommt er tatsächlich mit neuen Stiften zurück, bei der anderen jedoch entschuldigt er sich und sagt, dass er sich geirrt habe, es gäbe keine besseren Stifte.

Jetzt rate mal, welche Gruppe später im Marshmallow-Test besser abschneidet? Klar, diejenigen, deren Vertrauen nicht missbraucht wurde, warteten geschlagene 12 Minuten, wohingegen die Kinder, die enttäuscht worden waren, den Marshmallow lieber nach 3 Minuten aßen, da sie bevorzugten den „Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ zu haben.

 

3) Fazit zur Meinung der anderen

Wie du siehst, wimmelt es im Buch Die Meinung der anderen nur so von spannenden Denkanstößen und es fiel mir wirklich schwer einige wenige auszuwählen. Anders, als das Cover vermuten lässt, geht es dabei nicht nur um Meinungsbildung im Internet und Amazon-Bewertungen, sondern vielmehr darum, wie wir uns generell beeinflussen lassen und wie wir uns dessen besser bewusst werden können.

Wie stark wir uns durch Menschen beeindrucken lassen, die oftmals gar keine Ahnung haben, zeigt besonders gut das von Sharot genannte Beispiel, mit dem ich heute enden möchte:

Kennst du den Film „Sideways“ aus dem Jahr 2004? Hier geht es überwiegend um Wein und deren Verkostung. Der berühmte Satz, den du im Trailer ab Minute 0:50 findest:

Wenn jemand Merlot bestellt, gehe ich, ich werde keinen Tropfen Merlot trinken!“ führte in den darauffolgenden Jahren zu einem durchaus signifikanten Umsatzeinbruch dieser Sorte.

Die Verkaufszahlen von Pinot Noir hingegen schossen in die Höhe, weil der vermeintliche Weinkenner im Film diesen empfiehlt. 

Hinterfrage in Zukunft also immer kritisch ob derjenige, der dir etwas empfiehlt wirklich Ahnung auf diesem Gebiet oder ob er ein Schauspieler ist.

Viel Spaß beim Lesen des Buches!

Dennis

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P.S.: Ich habe dem Beitrag schon mal vorab 5 Sterne gegeben.

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