Die Bessersprecher

Du darfst die Arme nicht verschränken und sollst am Satzende die Stimme senken. Du sollst hüftbreit stehen und nicht in Negationen reden. Vermutlich kennst du diese ganzen Kommunikations-Tipps. Welche davon wirklich sinnvoll sind und bei welchen es sich schlicht um Mythen handelt, beschreibt Isabel García in ihrem neuesten Buch „Die Bessersprecher“.

Drei Mythen habe ich heute für dich dabei. So lernst du in wenigen Schritten, worauf es bei deinem nächsten Vortrag wirklich ankommt!

Lass dich inspirieren!

 

 

1) Kurze Summary

 

Im April bei der Citizen Circle-Konferenz in Berlin hatte ich die Gelegenheit länger mit Isabel zu sprechen. Sie war dort als Speakerin eingeladen und hat mir anschließend netterweise ihr neuestes Buch „Die Bessersprecher“ geschenkt.

Abgesehen davon, dass ich sie wahnsinnig sympathisch und authentisch fand, hat mich vor allem ihre Entwicklung beeindruckt.

Viele der Kommunikationsirrtümer, die sie in diesem Buch beschreibt, hat sie früher selbst gelehrt. Sie ist aber nicht stehengeblieben, sondern hat sich immer wieder weiterentwickelt und bestehende Regeln und Studien kritisch hinterfragt.

Entstanden ist daraus das vorliegende Buch.

Buchcover - Die Bessersprecher

Wir Deutschen lieben Regeln und Schubladendenken. Sie machen das Leben so schön einfach. Du sollst hüftbreit stehen, die Hände nicht zu hoch und schon gar nicht vor deinem Geschlechtsteil halten. Gleichzeitig sollst du mit einer ruhigen und tiefen Stimme überzeugen und auf keinen Fall zu viel auf der Bühne hin und herlaufen.

Weil ich selbst als Trainer arbeite, verstehe ich gut, wie es zu diesen zahlreichen goldenen Regeln kam. Es ist schlicht und ergreifend zu zeitaufwendig auf jeden Seminarteilnehmer individuell einzugehen. Also braucht man standardisierte Regeln, die für jeden gelten.

In 18 kurzen Kapiteln räumt Isabel mit diesen Mythen auf und gibt gleichzeitig zahlreiche Tipps, wie jeder seine ganz eigene und persönliche Form der Kommunikation finden kann.

Drei der größten Irrtümer habe ich dir im Folgenden mitgebracht.

 

 

2) Interessante Denkanstöße

 

7 Prozent Inhalt – 93 Prozent Körpersprache?

Kennst du den Mythos aus? 93 Prozent deiner Überzeugungskraft ist das „Wie“ und nur 7 Prozent das „Was“, also der Inhalt.

Isabel gibt offen zu, früher diese Theorie selbst in ihren Seminaren verbreitet zu haben.

Dabei geht es um eine Studie von Professor Albert Mehrabian aus dem Jahr 1968. Darin hat er untersucht, wie Menschen auf den Inhalt und den Tonfall bei einzeln gesprochenen Wörtern achten.

Er ließ positive, neutrale und negative Wörter in verschiedenen Tonfällen vorlesen und es kam heraus, dass die Teilnehmer bei emotionalen Begriffen wie „Liebe“ oder „schrecklich“ stärker auf den Ton als auf den Inhalt achten.

Was für eine Überraschung! Oder nimmst du deine Partnerin ernst, wenn sie mit rotem Kopf und wütender Stimme ins Zimmer gestürmt kommt und schreit „Ich liebe dich!“?

Mehrabian selbst hat 2009 in seinem BBC-Interview gesagt, dass seine Studie ständig fehlinterpretiert wird.

Isabel ist heute der Meinung, dass sich das „Wie“ und das „Was“ ungefähr die Waage halten, beide also knapp 50 Prozent ausmachen. Das hängt aber natürlich auch immer von den Sprechern und vom Inhalt ab.

Learning ist aber: 93 zu 7 ist zwar sehr plakativ, aber schlicht und ergreifend falsch!

 

 

Hüftbreiter Stand für mehr Selbstbewusstsein

Auch das ist eine Regel, die sehr gerne in Kommunikationstrainings verbreitet wird. Du solltest deine Füße hüftbreit auf den Boden stellen um einen sicheren, stabilen Stand zu haben.

Ein ruhiger Stand ist definitiv wichtig für eine gute Stimme. Weil durch das stabile Stehen die Muskeln entlastet werden, kann der Körper seine volle Muskelspannung auf die Stimme konzentrieren.

Nur ist nicht für jeden ein entspannter Stand automatisch hüftbreit.

In ihren Seminaren lässt sie ihre Teilnehmer eine Übung machen, bei der sie einen Text vortragen sollen. Dabei spannen sich die meisten entsprechend an und versuchen auf ihren Stand zu achten. Sobald die Übung vorbei ist, entspannen sich die Teilnehmer und stellen sich locker hin. Das ist der Zeitpunkt, zu dem Isabel ruft „Merken!“.

Denn genau diese Körperhaltung scheint ein Wohlfühlstand zu sein.

Zum Beginn und zum Abschluss eines Vortrags kann es uns durchaus helfen eine hüftbreite Fußhaltung einzunehmen. Dazwischen sollten wir allerdings versuchen unseren Wohlfühlstand zu finden um nicht zu verkrampfen und natürlich zu bleiben!

 

Negationen können wir nicht verstehen

Du kennst bestimmt die Aufforderung: „Denke jetzt nicht daran, wie du in eine aufgeschnittene saftige, gelbe Zitrone hineinbeißt“.

Und? Spürst du, wie in deinem Mund das Wasser zusammenläuft? Auf das Bild der saftigen Zitrone hat dein Körper sofort reagiert. Noch bevor er die Verneinung realisiert hat.

Zitrone - Die Bessersprecher

Genau darum geht es bei diesem Mythos. Isabel bestätigt, dass wir uns stark von Bildern beeinflussen lassen, aber sie widerlegt den Mythos, dass wir Verneinungen nicht verstehen würden.

Es dauert nur meistens etwas länger, bis wir sie realisieren.

Aus diesem Grund sollten wir uns durchaus überlegen, mit welchen Bildern wir arbeiten und ob wir Dinge nicht manchmal einfach anders formulieren sollten. Wenn du möchtest, dass deine Kollegen pünktlich zum Meeting kommen, solltest du ihnen das genau so sagen.

Wenn du hingegen sagst: „Ich möchte nicht, dass ihr immer zu spät kommt“, wird das „zu spät kommen“ bei ihnen im Kopf bleiben.

Spannend finde ich auch neutrale Begriffe wie „Innovation, Nachhaltigkeit und Wertschätzung“. Hier schreibt Isabel, dass diese in unseren Köpfen zunächst überhaupt keine Bilder auslösen. Erst wenn wir einige Zeit über diese Worte nachdenken und sie mit konkreten Beispielen verknüpfen, entstehen Bilder vor unserem geistigen Auge.

Mein Learning: Bilder sind wahnsinnig mächtig und durch unsere Sprache können wir beeinflussen, welche Bilder bei anderen Menschen entstehen. Gleichzeitig sind sie dennoch in der Lage Verneinungen zu verstehen und zu befolgen.

 

 

3) Fazit zu „Die Bessersprecher“

„Die Bessersprecher“ ist ein perfektes Buch für zwischendurch. Die 18 Kapitel sind unterhaltsam geschrieben und sehr übersichtlich aufgebaut. Am Ende jedes Kapitels findest du immer nochmal zusammengefasst die Bessersprechertipps zum Nachschlagen.

Es ist das perfekte Buch zum Klugscheißen, denn auch heute noch werden viele dieser Kommunikationsirrtümer in Workshops und Seminaren gelehrt. Wenn du also deinen Mitmenschen einen Schritt voraus sein möchtest, ist es eine absolute Leseempfehlung.

Falls du dich erstmal mit Isabel auseinander setzen möchtest, schaue  gerne mal auf ihrer Website vorbei und höre in ihren Podcast rein: https://ichrede.de/

Ich wünsche dir viel Spaß beim Kommunizieren und beim Lesen!

 

[amazon box=“3593509245″]

 

Wie viele Sterne bekommt der Beitrag von dir? 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (12)

Loading...
Teilen macht Freude und Freunde:

?