Born To Run | Die Geheimnisse der besten Läufer der Welt

Heute vor 6 Monaten war ich gerade mitten in der Vorbereitung für meinen Marathon in Frankfurt und bin sonntags 30-35 km Joggen gewesen. Nach dem Marathon hat mir jedoch ein klares Ziel vor Augen gefehlt und ich verlor für einige Monate die Lust am Laufen.

Dank eines ausgezeichneten Buches habe ich sie in den vergangenen Wochen auf Sri Lanka wiederentdeckt, habe dort meine Laufschuhe geschnürt und bin zwischen bellenden Hunden, amüsierten Einheimischen und hupenden Autos hindurch gerannt. Aber dazu später mehr.

Das Buch heißt „Born To Run“ von Christopher McDougall und es handelt sich dabei nicht um einen klassischen Business-Ratgeber. Es enthält jedoch zahlreiche Denkanstöße, die auch auf viele andere Lebensbereiche übertragbar sind, weshalb ich es dir nicht vorenthalten möchte.

Auch wenn du kein Läufer bist, lernst du wie die Sportschuhindustrie uns seit Jahren verarscht, warum der Spaß bei vielen Dingen wichtiger ist als der Ehrgeiz und wie unglaublich wichtig Chiasamen für deine Ernährung sind.

Viel Spaß beim inspirieren lassen.?Born To Run Buchcover

1) Kurze Summary zu Born To Run

McDougall hat es in seinem Buch Born To Run geschafft sehr interessante theoretische Inhalte über das Laufen mit einer unglaublich spannenden Geschichte zu verknüpfen, die in den Copper Canyons, mitten in der mexikanischen Einöde, spielt.

Dort lebt das Volk der Tarahumara heute noch genau so wie vor 500 Jahren. Sie ernähren sich überwiegend von Mais und Chiasamen, wohnen in Höhlen oder einfachsten selbst gebauten Häusern und haben kaum Kontakt zur Außenwelt.

Die Canyons liegen auf einer Höhe von 2.000m und sind dabei teilweise bis zu 1.800m tief. Da die Tarahumara sehr zersiedelt sind, müssen sie oftmals lange Strecken zurücklegen bis zur nächsten Ortschaft oder um Freunde zu besuchen. Aus diesem Grund ist aus ihnen ein Volk der Läufer geworden.

Sie können spielerisch 80km oder mehr am Stück laufen und haben dabei immer ein Lachen auf dem Gesicht. Schon von Kindesbeinen werden sie spielerisch an diese langen Distanzen herangeführt und tragen dabei nicht mehr an den Füßen als selbst gebastelte Sandalen (siehe Foto).
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Born To Run Läufer

Quelle:  www.chrismcdougall.com/born-to-run/mas-loco-photos/

Natürlich konnte die westliche Läuferelite nicht glauben, dass diese Läufer ohne gezieltes Training und die passende Ausrüstung eine Chance gegen sie hätten. Man lud sie also zu einem der härtesten Rennen der Welt, dem Leadville Trail 100, ein. Der Lauf startet auf 3.000m Höhe und geht über 100 Meilen die Berge rauf und runter.
Wie sollte es anders sein, natürlich gewannen die Tarahumara deutlich!

McDougall erforscht ins einem Buch, was diesen Stamm so erfolgreich im Laufen macht und vor allem, was wir von ihnen lernen und auf unsere Welt übertragen können. Dabei lernen wir auch, wie die Menschen vor hunderten von Jahren, als es noch keine Speere oder andere Waffen gab, alleine durch das Laufen Antilopen und andere Tiere zu Tode gehetzt haben. Alleine durch diese Fähigkeit konnten wir Fleisch und damit wichtige Eiweiße aufnehmen, die es unserem Gehirn ermöglichten sich weiter zu entwickeln und andere Säugetiere hinter uns zu lassen.

Du siehst, das Buch ist wirklich wahnsinnig vielseitig und drei spannende Denkanstöße daraus habe ich dir im Folgenden mitgebracht.

2) Interessante Denkanstöße aus „Born To Run“

Das Märchen vom modernen Laufschuh

Viele Fuß- und Knieverletzungen, die uns gegenwärtig zusetzen, entstehen, weil die Menschen mit Schuhen laufen, die unsere Füße schwächen, die uns überpronieren lassen und Kniebeschwerden auslösen.

„Bis zum Jahr 1972, als Nike den modernen Laufschuh erfand, benutzten die Leute Schuhe mit sehr dünnen Sohlen, hatten kräftige Füße, und es kam zu sehr viel weniger Knieverletzungen.“   (Dr. Daniel Lieberman, Professor für Biologische Anthropologie in Harvard)

Der Autor beschreibt in seinem Buch Born To Run zwei schmerzliche Wahrheiten:
1)         Die besten Schuhe sind die schlechtesten.
2)         Füße mögen Belastungen.

Die Sportschuhersteller wollen uns seit Jahrzehnten davon überzeugen, dass sich der menschliche Körper im Laufe der Evolution perfekt an die Umweltanforderungen angepasst hat. Nur bei den Füßen habe er leider etwas vergessen. Aus diesem Grund brauchen wir stützende Laufschuhe, die durch ein bisschen Gummi diesen evolutionären Fehler ausgleichen sollen.

McDougall beschreibt es sehr anschaulich:

„Nach logischen Gesichtspunkten sollte das offensichtlich sein – die auf die Beine wirkenden Aufprallkräfte, die beim Laufen entstehen, können bis zum Zwölffachen des eigenen Körpergewichts betragen, deshalb ist es absurd zu glauben, dass zwölf Millimeter Gummi gegen eine (wie in meinem Fall) zur Erde strebende Kraft von 1250 Kilogramm irgendetwas ausrichten können. Man kann ein Ei mit einem Topflappen abdecken, bevor man mit einem Hammer draufschlägt, aber das Ei wird nicht unversehrt bleiben.“

Er plädiert für das Barfußlaufen oder zumindest für das Verwenden sehr dünner Laufschuhe. Natürlich sind wir mittlerweile so sehr an Schuhe gewöhnt, dass du jetzt auf keinen Fall versuchen solltest dich von heute auf Morgen umzustellen.

Wenn man ab und zu eine Barfußeinheit einfließen lässt und bei Schmerzen besser die Schuhe auszieht als sie mit Einlagen zu füttern, kann das seiner Meinung nach Wunder bewirken.

Chiasamen – Ein Wunder der Natur

Die Tarahumara ernähren sich vor und während eines langen Laufes falls ausschließlich von „Iskiate“, das auch „chia fresca“ genannt wird. Dazu löst du Chiasamen im Wasser auf und mixt sie mit ein bisschen Zucker und Limettensaft. Es schmeckt besser als es klingt. =)

Der Autor meint, dass wenn man auf eine Insel nur ein einziges Nahrungsmittel mitnehmen dürfte, Chia die beste Wahl wäre. Die kleinen Körner helfen beim Muskelaufbau, senken den Cholesterinspiegel und beugen Herzinfarkten vor.

Chiasamen enthalten neben Proteinen und Kohlenhydraten jede Menge wichtige Vitamine, Zink und vor allem die gesunden Omega-Fettsäuren. Der Rest sind Ballaststoffe über die sich dein Darm extrem freuen wird!
Ich esse sie jetzt seit 2 Wochen täglich und muss sagen, dass ich trotz meiner teilweise täglichen kurzen Laufeinheiten keinerlei Ermüdungserscheinungen verspüre.

Hier das Rezept von Kitchen Stories in 50 Sekunden:

Der Spaß am Laufen

Erwarte nichts von deiner Lauferei, und du wirst mehr bekommen, als du dir jemals vorgestellt hast.

Eines der Geheimnisse der Tarahumara ist ihr Grinsen auf den Lippen. Sie fliegen nach 100km mit einem Lächeln über die Berge als wären sie gerade erst losgelaufen. Und geht es nicht genau darum beim Laufen?
Braucht man wirklich die neueste Garmin oder Polar Laufuhr für 600€, dazu noch die passenden Schuhe für 200€ und eine Laufhose für 100€?

Diese Dinge können vielleicht bei Profis den entscheidenden Unterschied machen, aber selbst bei ihnen ist der Spaß letztlich der Faktor, der über Sieg oder Niederlage entscheidet.

Seit ich das Buch Born To Run gelesen habe, laufe ich völlig ohne Trainingsplan, ohne Laufuhr und mit Schuhen, die nach Aussagen des Verkäufers langsam eigentlich schon wieder ausgetauscht werden müssten. Dabei hatte ich noch nie so viel Spaß! Falls dir also irgendwo in München und Umgebung ein grinsender Laufer begegnet, bin das vermutlich ich. =)

3) Fazit

Wir sollten aufhören auf einem Amateur-Niveau (und dazu zählt für mich alles unter 3 Stunden beim Marathon) zu viele Gedanken um Ausrüstung, Trainingsplan und Ernährung zu machen, sondern einfach den Spaß in den Vordergrund stellen.
Die anderen Aspekte kommen dann automatisch im Laufe der Zeit dazu.

Ich finde, dass man diese Lehre auch sehr gut auf andere Bereiche übertragen kann. Viele Deutsche haben eine Küche für 20.000€ zu Hause, kaufen dann aber ihre Zutaten beim Penny. Andere meinen sie müssten die neuste Spiegelreflex-Kamera besitzen, haben aber keinen Blick für schöne Motive.

Solltest du dich auf nur im Entferntesten für den Laufsport interessieren oder daran denken einen Marathon in diesem Jahr zu laufen, solltest du dir das Buch unbedingt besorgen.

Weitere coole Buchtipp rund ums Laufen findest du übrigens auf dem Blog „runnersflow“ von Kevin. In einem Artikel hat er die 7 Laufbücher für garantierten Trainingserfolg zusammengestellt: https://www.runners-flow.de/laufbuecher-fuer-trainingserfolg/

Du musst es ja nicht gleich übertreiben und wie ich bei 34 Grad im Schatten durch die Mittagshitze von Sri Lanka laufen.

Auch wenn es dabei unvergessliche Momente gab: Zuerst hat mich ein Einheimischer gerettet indem er einen Straßenhund mit einem Stein vertrieben hat, der gerade ansetzen wollte mich in die Wade zu beißen.

Danach ist ein anderer tatsächlich barfuß neben mir entlang gejoggt und hat mich nachgeäfft. Zu guter Letzt war ein Autofahrer dann so verwirrt, dass er beinahe in den Straßengraben gefahren wäre, hätte er nicht in letzter Sekunde das Steuer herumgerissen.

Ich wünsche dir einen tollen Sonntag und viel Spaß beim Laufen!

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